Mittwoch, 5. September 2007

De fiets...


In Utrecht gibt es eigentlich nur ein Fortbewegungsmittel: de fiets! (und für alle die noch nicht so fest im niederländischen Sattel sitzen: das Fahrrad!) Klar, dass man da nicht hinterher hinken will - vor allem, wenn man für 15 strippenkaarten sechs € bezahlen muss, man aber für die Fahrt mit dem Bus zur Uni alleine schon drei davon braucht. Der schnelle Rechner weiß, dass man also für sechs € mal gerade 2,5 mal zur Uni und zurück kommt. Deswegen lautet die Devise: rauf auf den Sattel und kräftig in die Pedale getreten! Dann fühlt man sich auch schon viel mehr als "Eingeborener" und fällt höchstens noch durch sein sehr rücksichtsvolles Fahrverhalten auf, aber auch das wird sich wohl im laufe der Zeit legen.

Neben den etws anderen Verkehrsregeln (es ist zum Beispiel fast überall erlaubt mit dem Rad verkehrt herum in eine Einbahnstraße zu fahren...) muss man sich dann nur noch an die etwas höheren Sicherheitsanforderungen gewöhnen - und damit meine ich nicht, dass man mit Helm fahren muss, sondern dass das Fahrradschloss mindestens so dick wie ein Unterarm und aus Stahl. Die ideale Variante zur Sicherung gegen Diebstahl besteht darin zwei Schlösser zu benutzen, die zusammen wertvoller sind als das Rad selbst. Aber wie heißt es noch so schön: safety first! Hätte man das etwas eher gewusst, hätte man sich folgende Geschichte vielleicht ersparen können:

Als gerade erst Angereister ist man eben leider mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen noch nicht ganz so vertraut und stellt die drei vorhandenen Räder nach bestem Wissen und Gewissen im Fahrradständer vor dem Haus ab - nur um dann am nächsten morgen festzustellen, dass nur noch eines von dreien vorhanden ist. Schade war's. Aufregen ist da sinnlos - man kann nur noch das von zu Hause mitgebrachte und sauber durchgeschnittene Schloss bewundern und zur nächsten Polizeistation tigern - gut, dass wir so gut zu Fuß sind. Und die niederländische Polizei ist auch wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Die Räder können zwar wohl unter "es war einmal...." ablegen, aber wenigstens konnte mit Händen, Füßen und ein bisschen Englisch eine Anzeige erstattet werden, um sie der Versicherung zu Hause vorlegen zu können.

Das Unglaublich geschah wenig später: Mitten in Utrecht, ganz in der Nähe vom Domplein und zwischen den geschätzten 100 Trillionen Fahrrädern dieser Stadt stand es - eines unserer vorher so sorgfältig entwendeten Fahrräder! Ganz friedlich und vorschriftsmäßig angeschlossen. Natürlich war da die Wiedersehensfreude groß! Aber es drängte sich sofort das nächste Problem auf: Sollen wir jetzt ebenfalls schweres Gerät anwenden, um das Rad loszuschneiden? Am helllichten Tag und mitten in der Fußgängerzone wohl keine so gute Idee. Was dann? Klar - die Polizei holen. Aber das ist ohne das Fahrrad aus den Augen zu lassen und ohne Telefonnummer auch nicht so einfach. Aber warum nicht Hilfe bei ein paar freundlichen Niederländern suchen? Also rein in die Lokalität nebenan und um Hilfe bitten - auch wenn der nette Herr neben der Lokalität immer nervöser zu werden schien und zum Schluss sogar verzweifelt versuchte uns den Schlüssel zu unserem Fahrrad, den er wohl zuällig dabei hatte, unterzuschieben und uns zum gehen zu bewegen. Doch so leicht lässt sich ein deutscher Tourist nicht abspeisen. Zu aller Erleichterung war es uns möglich zwei beamte des örtlichen Ordnungsamtes auf ihren Rollern anzuhalten und die Situation zu erklären. Die daraufhin dazu gerufene Polizei prüfte unsere Anzeige, die wir vorher ja glücklicherweise gemacht hatten und die unsere Besitzansprüche bestätigte, vernahm den netten alten Herren mit dem Schlüssel (O-Ton: Da sei ein junger Mann vorbei gekommen, den er zwar nicht kennen würde, aber der hätte ihm das rad samt Schlüssel gegeben.), überreichte uns anschließend letzteren und wir konnten uns wieder ins Utrechter Getümmel stürzen - auf der Suche nach dem größten Fahrradschloss in ganz Utrecht! Schließlich lassen wir uns nicht nachsagen, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen....

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh man Käsriehn! Das ist ja man ne krasse Story! Ich dachte immer Holländer (sorry, ich meine natürlich Niederländer ... oder nich, oder doch ... wien jetz?) wären ein nettes Völkchen und würden dir nicht gleich das Rad unterm Sitzflesich wegklauen ... tz tzz tzzz! In der ersten Nacht! Was solln das erst werden wenn du länger da bist, dann musst du dich bald selber ans Bett ketten (naja, manch eine(r) lässt sich aj ganz gern ans Bett ketten) um nicht verloren zu gehen und in irgendeiner Kneipe bei irgendeinem alten und verwirrten Mann aufzuwachen, der fest und unbeugsam behauptet nicht am mittelgroßen, blonden Pförtner vorbei in dein mit der Zahlenkombination 7497 gesichertes Zimmer eingebrochen zu sein um dich und deine Zahnbürste zu klauen. Die Welt ist im Wandel. Aber ich schlag dir nen deal vor: Für nen Sixpack Vlaa schick ich dir ein schönes "deutsches" Panzerschloß auß Kruppstahl ;)